
Der Austritt
Als ich etwa zwölf Jahre alt war, empfand ich es als äußerst mühsam, Sabbat für Sabbat zur Gemeinde zu gehen. Es fehlte einfach an einer angenehmen Atmosphäre. Allein der Gedanke daran, zur Gemeinde zu gehen, versetzte mich in einen Zustand des Grauens. Man musste still sitzen und die Klappstühle waren hartes Holz, nicht wie die weichen Polstersitze im Kino. Jedes Mal, wenn einem zum Beispiel der Stift herunterfiel...
und ohne Vorwarnung faltete sich der Untergrund von selbst nach oben, begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall im Saal. Der hölzerne Deckel krachte automatisch nach oben und schlug auf der Rückenlehne auf. Dieser laute Knall löste streng schauende Blicke von den Erwachsenen aus, was äußerst unangenehm war. Nach der Predigt erwartete man unausweichlich eine Rüge von einem Erwachsenen, was ein unbehagliches Gefühl im Bauch verursachte. Wenn ich jedoch genauer darüber nachdenke, kann ich mich nicht daran erinnern, dass mich jemals jemand dafür zur Rede gestellt hat. Lag es vielleicht an mir? Lag es möglicherweise an meiner eigenen Einstellung zur Gemeinde? Ehrlich gesagt muss ich verneinen, denn ich fühlte mich einfach nicht wohl dort. Natürlich war ich kein Kind der Traurigkeit. Natürlich bewegte ich mich gerne und teilte gerne meine Erfahrungen, aber ist das unnatürlich? Ist das unangemessen? Persönlich wollte ich immer die Welt entdecken. Als ich ungefähr 4-5 Jahre alt war, stieg ich auf mein kleines blaues Fahrrad und wollte wissen, was sich außerhalb dieses vertrauten Hofs befand. So begann ich zu fahren. Meine Eltern und auch meine Großeltern waren es gewohnt, dass ich in unserer Siedlung herumfuhr, aber der Gedanke, was danach kommen würde, quälte mich, und ich fuhr einfach weiter. Da unsere Straßen noch keine Fahrradwege hatten, versuchte ich natürlich, mich auf kleinen Wegen zu halten, um die Hauptstraße zu vermeiden. Während ich so fuhr, gelangte ich plötzlich in ein Bergbaugebiet. Als ich mich umsah, bemerkte ich wunderschönen Lehm und nahm alles mit, was ich fassen konnte. Denn eine meiner großen Leidenschaften war mein Spuckrohr. Ich formte kleine Lehmperlen und legte sie in das Rohr. Wenn man dann kräftig hineinblies, wurde der Lehm automatisch nach vorne geblasen, und man konnte damit herrlich schießen. Während ich den Lehm einsammelte, bemerkte ich erst, wie viele große Baumaschinen auf dem Gelände herumfuhren. Da mein Drang zur Erkundung größer war, blieb meistens keine Zeit für Angst. Ich betrachtete es sogar als Segen, dass mir dabei nie etwas Ernsthaftes passierte. Aber wie kam es zum Austritt? Warum ging ich nicht mehr zur Gemeinde? Es war eine Ferien-Bibel-Pastelwoche, die mir im Allgemeinen immer viel Spaß machte. Doch als mich der damalige Prediger anschaute und nach meinem Namen fragte, konnte ich nicht glauben, dass er mich nicht erkannt hatte. Obwohl ich nicht gerne zur Sabbatschule ging, war ich trotzdem jedes Mal hier. Daher nahm ich an, dass der Prediger mich normalerweise kennen müsste. Nach dem Basteltag packte ich meine Sachen zusammen und kam nie wieder.
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